Konzert ...::... Vier Elemente: ERDE |
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Gen 1,1 Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde und Freundinnen des Vokalensembles Josquin des Près, unser diesjähriges Herbst-Thema gibt uns Gelegenheit, den verschiedenen Facetten des Elements Erde nachzugehen und Ihnen eine möglicherweise zum Diskurs anregende Zusammenstellung zu präsentieren.
ERDE werden wir betrachten als Gegenstand der göttlichen Schöpfung, als Bestandteil des Universums, als Pendant zum schwerelosen Himmel, als Symbol der Niedrigkeit und Demut (vgl. humus - humilitas), als Mahnung zur Bodenständigkeit, als elementares Zeichen der Vergänglichkeit. Erdige Klänge formen sich im 2. Vesperpsalm der Allnächtlichen Vigil Sergej Rachmaninovs, entstanden 1915 unter dem Eindruck des 1. Weltkrieges. Die Textgrundlage bilden Passagen aus Psalm 104, eines sogenannten Schöpfungspsalms, eines Loblieds auf den Schöpfer: Eine ideale Ergänzung hierzu stellt Josquins Vertonung von Psalm 8 im Domine, Dominus noster dar. Josquins prachtvolle Weihnachtsmotette Praeter rerum seriem legt Orlando di Lasso seinem Magnificat zugrunde. Der Lobgesang Mariens fügt sich thematisch und theologisch in unser Programm ein: "... denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er gesehen... denn er hat große Dinge an mir getan." Die Freude über die Menschwerdung Gottes, die Erdung des Himmels gestaltet Lasso in hochvirtuoser Stimmführung. Rose Ausländers Lichtkaft formuliert es so: Aus dem Himmel Dem vermutlich berühmtesten Komponisten des 16.Jahrhunderts stellen wir den finnischen Zeitgenossen Einojuhani Rautavaara gegenüber, dem wir eine packende und bildreiche Interpretation des Magnificat für gemischen Chor verdanken. Aus seinem 1979 entstandenen Werk hören Sie Teil 2 (quia respexit humilitatem) und Teil 3 (fecit potentiam). Die Erde als Planet des Sonnensystems, als profaner Kontrast zum theologischen oder metaphyischen Himmel führt uns zu einer Trilogie von Werken, die unser Thema auf völlig andere Weise umkreisen, beleuchten und vielleicht schärfen. 2008 erschien die Sunrise Mass des Norwegers Ola Gjeilo. Das Kyrie daraus wird übertitelt mit The Spheres und ist der einzige A-cappella-Teil dieser Orchester-Messe. Langsam sich entwickelnde, auf- und abschwellende Akkordüberlappungen lassen einen dichten, sphärischen Klangteppich entstehen, bevor zwei homophone, crescendierende Cluster eine an Frank Martins Messe für Doppelchor erinnernde Schlussphrase einläuten. Dem größen Planeten unseres Sonnensystems stellt sich Michael Ostrzyga. Mit Iuppiter ist ein faszinierendes Schwergewicht aktueller Chormusik entstanden. Auch vorchristliche Kulturen suchten Erklärungen für Metaphysisches, Unerklärliches, Überirdisches, hatten das Bedürfnis nach einem Adressaten für Wünsche und Bitten. Juppiter steht damit als mythologisches Symbol für das Streben des Menschen nach Höherem, aus der irdischen Beschränktheit, aber auch für die Gefahr profaner Verblendung (oder Hoffart) und Veräußerlichung, der Anbetung des "goldenen Kalbes". Ostrzyga verschränkt dazu verschiedene lateinische Kultbeinamen Juppiters mit verwandten Begriffen und Namen anderer alter Sprachen sowie Fragmenten der katholischen Liturgie wie z.B. der Pfingstsequenz - ein durchaus provokantes, vielstimmiges Gewebe, das in der vermutlich singulären Aufführungsanweisung gipfelt: Was wäre darauf eine passende Antwort? Womit könnte man den Größenwahn, die Hoffart, die haltlose Profanisierung kontern? In theologischer Sicht bietet das Magnificat eine gelungene Erwiderung. In poetischer Sicht rücken William Blakes berühmte Anfangsverse seines Gedichtes Auguries of Innoncence unseren Blick zurecht, lenken ihn auf den Zauber des Irdisch-Endlichen im Wunder eines Sandkorns und inspirierten den im Juni diesen Jahres verstorbenen schwedischen Komponisten Sven David Sandström zu seinem To see a world in a grain of sand: "Die Welt zu sehn im Korn aus Sand Vom größten Planeten zum Sandkorn, vom Menschen zum Staubkorn. Von dort zum Anruf Gottes um Beistand in der letzten Stunde führt uns Krzystzof Pendereckis In pulverem mortis aus seiner Lukas-Passion: Damit korrespondiert Benjamin Rimmers In the shining blackness. Rainer Maria Rilkes Herbst relativiert die Schwere der Erde und entlässt Sie, hoffentlich mit einem Lichtblick, aus diesem Newsletter: Die Blätter fallen, fallen wie von weit, Und in den Nächten fällt die schwere Erde Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Wir laden herzlich ein zu unseren Konzerten in der Herz-Jesu-Kirche Erlangen, Katholischer Kirchenplatz 12 in der St. Klara Kirche Nürnberg, Königstraße 64
Für das Vokalensemble Josquin des Prés
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Aktualisiert ( Freitag, 01. November 2019 20:25 ) |